Keine Lithiumgewinnung auf der Gemarkung Haßloch.

Am Mittwoch 8. November 2023 fand im Haßlocher Gemeinderat die Abstimmung unseres Antrages vom Februar 2023 statt, zum Grundsatzbeschluss : Keine Lithiumgewinnung auf der Gemarkung Haßloch.

 

Der Antrag wurde mehrfach vertagt, von anderen Fraktionen denen Informationen oder eher Feedback Ihrer Wählerstimmen gefehlt hatten.

Wir halten an dem Antrag fest, der sich gegen Lithiumabbau und die damit verbundenen Tiefenbohrungen wendet:

 

Lithiumabbau bedeutet Klimaerwärmung. Was geschieht mit der Wärme, die tausende Haushalte im Winter beheizen kann, in den überhitzten Sommern? Zu welcher Erwärmung führt die Lithiumextraktion?

 

Die Planungen von Vulcan Energy sind sprunghaft und nicht valide. Mal wollen sie hier bohren, dort extrahieren, aber wie viele Bohrungen vorgenommen werden und die Größe der Extraktionsanlagen bleibt ungewiss. Zweifelsohne dem Umstand geschuldet, dass ihr Verfahren noch immer in Entwicklung ist.

 

Deswegen haben wir den Antrag gestellt, keine Grundstücke der Gemeinde Haßloch an Vulcan Energy abzutreten. Zudem besteht ein Beschluss des Gemeinderates, auf dem strittigen Grundstück eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage zu errichten. Davon können alle Menschen in Haßloch profitieren.

 

Die HLL setzt sich für oberflächennahe und mitteltiefe Geothermie (Wärmepumpen) ein.

 

Um so erfreulicher verlief die Abstimmung für unseren Antrag mit 17 Ja-Stimmen und 11 Nein-Stimmen für den Grundsatzbeschluss.

Weiterhin besteht aus unserer Sicht ein großer Aufklärungsbedarf über den Unterschied zwischen Geothermie und der risikobehafteten Tiefengeothermie.



24.April 2023

Bürgergespräch in Geinsheim

 

Am Montag, den 24.04.23 war ich zusammen mit Thomas bei dem "Bürgergespräch" in Geinsheim. Thema: Tiefengeothermie

Teilnehmer: Vulcan (Hr. Weimann, Geschäftsführer), OB Marc Weigel, Ariane Stachowsky? für die BIGG

Eingeladen hatte die Ortsvorsteherin Fr. Sabine Kaufmann

Die Festhalle war gut gefüllt. Die 200 Sitzplätze reichten nicht aus, was zeigt, wie groß das Interesse am Thema ist. Das wird es nach der Veranstaltung auch noch immer sein: Die Unsicherheiten und das Misstrauen gegenüber der Tiefengeothermie wurden sicherlich nicht ausgeräumt. Genau genommen wurden die wenigsten Fragen beantwortet. Die meisten Besucher waren contra Tiefengeothermie eingestellt, und sicherlich hat Vulcan niemanden umgestimmt. Aber gefühlt hat sich Vulcan besser dargestellt als die BIGG. Vor allem überraschte Vulcan mit dem Angebot, dass sie nicht die Riesenfabrik auf die grüne Wiese stellen wollen, sondern die Lithium-Extraktion in irgendein, nicht genanntes Industriegebiet verlegen könnten. Ein Zugeständnis, das vom Publikum wohlwollend aufgenommen und begrüßt wurde.

Die Veranstaltung war moderiert und begann mit 15minuten Vorträgen der Kontrahenten: Vulcan und BIGG. Der Vulcan-Geschäftsführer Weimann überzog seine Redezeit um 5 Minuten deutlich, dafür überraschte er mit der oben genannten Ankündigung in der Standortfrage. Frau Stachowsky sprach in ihrem Vortrag eigentlich 15 Minuten lang nur über die Versicherungsfragen und -erfahrungen. Diese Problematik konnte sie sehr gut herausarbeiten: Bei einem natürlichen Erdbeben, das im tektonisch aktiven Oberrheingraben jederzeit möglich ist, wird ein Gebäudeschaden von der Elementarversicherung des Gebäudebesitzers zu 100% übernommen. Bei den durch Tiefbohrungen induzierten Erdbeben, entschädigt die Haftpflichversicherung des Betreibers nur noch mit dem Zeitwert. Wohnhäuser sind auf eine Nutzungsdauer von 80 Jahren angelegt, d.h. wenn Ihr Haus 40 Jahre alt ist, erhalten Sie nur noch 50% der Reparaturkosten als Schadensersatz. Die Elementarversicherung greift in dem Fall von induzierten Beben überhaupt nicht. Erst in der Nachspielzeit gelang es Frau Stachowsky, noch weitere Punkte anzusprechen. Das Zeitmanagement war nicht gut und man hatte das Gefühl, dass Vieles unausgesprochen blieb. Zum Glück wurde in der anschließenden Fragerunde einiges davon von den Bürgern aufgegriffen und nachgehakt. 

Der dritte Diskussionsteilnehmer hatte es wohl am schwersten seinen Standpunkt zu erklären: Die Stadt Neustadt vertreten durch OB Weigel stieß auf großes Unverständnis bei den BürgerInnen für die schwache Position der Stadt. Marc Weigel war dann mehrfach mit dem Vorwurf konfrontiert, dass er sich nicht genug für die Belange und Interessen der BürgerInnen einsetzen würde. Ich glaube, die wenigsten der anwesenden, kritisch eingestellten Menschen begreifen die Machtlosigkeit, zu der das Bergrecht die Sitzgemeinde verurteilt. Einerseits müssen die Kommunen in naher Zukunft CO2-neutral sein, andererseits können sie die Genehmigungen für Tiefbohrungen gar nicht selbst erteilen, geschweige denn, sie verhindern. Damit sind die Kommunen nicht in einer Zwickmühle, sondern in einer Tretmühle. Landes- und Bundesbehörden zwingen die Kommunen dazu, in die eine gewünschte Richtung zu laufen.

Außerdem hat Vulcan seine Strategie der Selbstdarstellung (verglichen mit den Auftritten vor dem Haßlocher Gemeinderat) scheinbar geändert. Immer wieder betonte der Geschäftsführer, dass die Verstromung nur eine Notlösung sei. Immer wieder betonte er die angestrebte Reihenfolge: Wärme - Kälte(?) - Strom! Der Unterschied zwischen Lithiumgewinnung und Tiefengeothermie wurde praktisch gar nicht thematisiert, auch nicht von der BIGG. Und das obwohl zu einem "Bürgergespräch über die geplante Lithiumgewinnung" eingeladen wurde. Es wurde aber mehrmals das "*Upscaling*" angesprochen. Damit ist gemeint, wie man verfahrenstechnisch einen Laborversuch auf eine Produktionsanlage überträgt. In der chemischen Industrie hat sich der Weg bewährt: Labor (Milliliter bis Liter) - Technikum (Dekaliter bis Hektoliter) - Produktion (Kubikmeter). Das Vulcan-Verfahren steckt noch in den Kinderschuhen, denn bisher gibt es nur Laborversuche und eine Demonstrationsanlage. Die Entwicklung des Produktionsverfahrens ist sehr dynamisch und deswegen kann Vulcan auch noch immer nicht die Größe der Anlage festlegen. Und damit können die Kommunen auch keine baurechtliche Verhinderungsplanung machen. Umgekehrt kann auch Vulcan weder einen Bauantrag stellen noch einen Standortwahl treffen, außer: Zu groß passt immer! Und das war wohl das geplante Vorhaben in Geinsheim auf der grünen Wiese mit 8-10 ha Flächenverbrauch. Insofern ist das Zugeständnis von Vulcan nicht überraschend: Ohne genaue Kenntnis über den Produktionsprozess kann Vulcan noch keine konkreten Pläne machen!

**Fazit:** 

In Geinsheim trafen kontroverse Standpunkte aufeinander. Vulcan spricht von CO2-Neutralität, weil sie günstige Wärme zur Verfügung stellen können, ohne Kohlenstoffhaltige Energieträger verbrennen zu müssen. Die BIGG pocht auf das Thema Ver(un)sicherung und spricht damit die direkte Betroffenheit der BürgerInnen emotional an. Ansonsten wurden seitens der BI vermeintlich sachliche Vorwürfe erhoben, die weitgehend von Vulcan entkräftet werden konnten. Vorwürfe gegen die Stadt und persönlich den OB Weigel konnten nicht entkräftet werden, weil politisch interessierte Menschen nicht glauben wollen, dass die Stadtverwaltung im Verfahren nur gehört wird, aber nicht aktiv gestaltend Einfluss nehmen kann. Das Bergbaurecht ist einfach so aus der Zeit gefallen, dass Normalbürger das nicht akzeptieren wollen. 

Der Informationsgehalt dieser Veranstaltung war sehr gering. Keiner der Menschen dort wird von seiner vorherigen Meinung zum Vulcan-Vorhaben abgewichen sein.

Meine persönliche Meinung: Vulcan hat die Bühne genutzt, sich gut darzustellen, besser als die BIGG. Insofern: Diese Runde ging nach Punkten an Vulcan.

 


Anträge 2023

  • Grundsatzbeschluss: Keine Lithiumgewinnung auf der Gemarkung Haßloch